Beneidenswert?

Wer seinen Alltag barfuß bestreitet sollte nach Möglichkeit ein halbwegs kommunikativer Mensch sein. Neben den vielen Blicken erntet man auch regelmäßig Ansprache. Der Spitzenreiter in der Gesprächshitliste ist mit weitem Abstand die Frage, ob ich keine Angst vor Scherben hätte. Dann folgt zur entsprechenden Jahreszeit die Frage „Ist Ihnen nicht kalt?“ und danach kommen die Hundehaufen.

Weiter geht es, vorallem von älteren Menschen, mit „Als Kinder sind wir auch nur barfuß gelaufen“ und auch gerne mitgeteilt: „Zuhause und im Garten laufe ich auch gerne barfuß“. Die Aufzählung läßt sich fortsetzen und im Regelfall laße ich mich auch gerne auf einen kurzen Wortwechsel ein.

Neulich sprach mich ein Kollege von meiner besseren Hälfte auf das Wieso, Weshalb, Warum meiner Barfußlauferei an. Nach meiner üblichen Erklärerei sagte er mir dann, er würde das gerne selber so machen, aber er käme sich einfach blöd vor barfuß in Geschäfte zu gehen usw.. Ein nicht zu unterschätzender Punkt, den ich nur zu gut verstehen kann, brauchte es doch auch bei mir zu Anfang jede Menge Mut und auch nach zwei Jahren Barfußerfahrung stelle ich mir oft noch die Frage, ob ich nicht in dieser oder jener Situation besser etwas an die Füße ziehen sollte. Soweit so bekannt.

Allerdings kam mir durch das Gespräch mit dem jungen Mann erstmals der Gedanke, dass mich die Leute nicht ausnahmslos für einen Freak oder durchgeknallt halten könnten, sondern dass es durchaus auch welche gibt, die mich beneiden. Die gerne genauso auf freien Füßen unterwegs wären, sich es aber wegen der gesellschaftlichen Konventionen nicht trauen. Ein schöner Gedanke, der mich noch einmal mit noch etwas geraderen Rücken barfuß durch die Welt laufen läßt. Komisch, dass mir dieser Gedanke nicht schon früher in den Sinn gekommen ist.

Sollten irgendwelche Zweifler das hier aus Zufall lesen, ich kann nur sagen „Machen“, Ihr werdet es nicht bereuen und ihr wisst nicht was ihr verpaßt 🙂